Eine Verbindung von Tradition und Handwerk
Inmitten der malerischen Wälder von Lüterswil im Kanton Solothurn befindet sich ein wahres Juwel historischer Technik: die Grabenöle. Diese unter Denkmalschutz stehende Ölmühle aus dem 16. Jahrhundert ist ein lebendiges Zeugnis der handwerklichen Meisterleistungen vergangener Zeiten. Seit Jahrhunderten wird hier auf traditionelle Weise Baumnussöl hergestellt, angetrieben durch die Wasserkraft des Mülibachs. Nach fast zwei Jahrzehnten im Einsatz war es an der Zeit, das Herzstück der Anlage – das oberschlächtige Wasserrad – zu erneuern.
Die Grabenöle: Ein Blick in die Vergangenheit
Die Grabenöle ist weit mehr als nur eine Mühle; sie ist ein Ort, an dem Geschichte lebendig wird. Mit ihrem komplexen System aus hölzernen Zahnrädern und Wellen treibt sie verschiedene mechanische Werke an. Zu diesen gehören unter anderem der Kollergang, der den ersten Schritt bei der Ölgewinnung darstellt, sowie der Ofen mit Rührwerk und die Keilpresse, in der die Nüsse und Samen erhitzt und ausgepresst werden. Die Knochenstampfe und die Hanf- und Flachsreibe sind weitere Bestandteile dieses historischen Ensembles, die durch die Kraft des Wassers betrieben werden.
Nach Jahrzehnten des Zerfalls wurde die Grabenöle in den Jahren 1983 bis 1987 umfassend restauriert. Seitdem wird die Anlage vom Öliverein Lüterswil betreut und regelmässig in Betrieb genommen, um die alte Tradition der Ölherstellung am Leben zu erhalten.
Ein neues Wasserrad für die Grabenöle
Nach 18 Jahren im Dienst bedurfte das bisherige Wasserrad, das die Anlage in Bewegung setzte, einer Erneuerung. Als Fachbetrieb für Holzbau und Denkmalpflege war es für uns eine besondere Ehre und Herausforderung, das neue Wasserrad zu konstruieren. Dabei legten wir grössten Wert darauf, die historischen Vorgaben und Materialien zu respektieren, um das kulturelle Erbe der Grabenöle zu bewahren.
Das neue Wasserrad wurde aus Eiche und Kiefer gefertigt, beides Holzarten, die nicht nur für ihre Robustheit und Langlebigkeit bekannt sind, sondern auch lokal im Bucheggberg geschlagen wurden. Das Holz stammt aus der Sagibach Sagi, wodurch wir sicherstellen konnten, dass die gesamte Konstruktion aus regionalen Ressourcen besteht – ein weiterer Beitrag zur Erhaltung des traditionellen Handwerks.
Der Wasserradstuhl
Eine besondere Innovation in der Herstellung des Wasserrads war der Einsatz unseres neuen Wasserradstuhls. Dieser speziell entwickelte Arbeitstisch ermöglichte es uns, mit einem grossen und präzisen Zirkel zu arbeiten, was für die exakte Konstruktion des Rades von entscheidender Bedeutung war. Diese Präzision ist ein notwendiger Schritt, um sicherzustellen, dass das Wasserrad über viele Jahre hinweg zuverlässig und effizient arbeiten wird.
Für uns von S&F Holzbau war dieses Projekt eine spannende Gelegenheit, unser handwerkliches Können einmal mehr in den Dienst eines wichtigen kulturellen Erbes zu stellen. Wir sind stolz darauf, einen Beitrag zur Bewahrung und Fortführung dieser jahrhundertealten Tradition geleistet zu haben.
Die Erneuerung des Wasserrades in der Grabenöle steht nicht nur für den Erhalt einer historischen Anlage, sondern auch für die Verbindung von Tradition und modernem Handwerk. Wir freuen uns darauf, in Zukunft weitere solcher Projekte zu realisieren, die unsere Vergangenheit bewahren und gleichzeitig einen nachhaltigen Weg in die Zukunft weisen.
Impressionen der Entstehung des neuen Wasserrades
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